Reise Kabinen-Geheimnisse
Was die Stewardess denkt, wenn sie Ihnen „Hallo“ sagt
Kommt das „Willkommen an Bord“ von Flugbegleitern wirklich von Herzen? Von wegen. Während die Airliner Ihnen zulächeln, werden Sie von Kopf bis Fuß gemustert. Beim Kurzcheck geht es um eine Frage.
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Flughäfen bedeuten Stress. Die Hast nach dem Flieger. All die Menschen, die sich einem in den Weg zu stellen scheinen. Genervte Flughafenmitarbeiter. Dann aber löst sich all der Ärger in Luft auf. Dann, wenn man den Flieger betritt. Wenn ein Flugbegleiter sagt: „Hallo, willkommen an Bord von Airline XY”. Lächelnd. Das Tempo ist plötzlich raus. Der Weg in die Kabine wird einem ruhig gewiesen. Immer freundlich. Liegt das an mir? Warum sind die so nett? Was geht in den Köpfen von Flugbegleitern vor?
25 Jahre Erfahrung hat Flugbegleiterin Stephanie Vardavas, die mit einem offenen Brief kürzlich auf dem US-Frage-Antwort-Portal „Quora“ auf all diese Fragen eine Antwort gibt.
Natürlich sei es das Anliegen von Flugbegleitern, Passagieren an Bord eine so angenehme Zeit wie möglich zu bereiten, beginnt Vardavas ihre Antwort. Zumindest versuche sie stets, diesen Eindruck zu vermitteln. Aber das sei doch eben nur ein Aspekt.
Checkliste wird sekundenschnell abgearbeitet
Stattdessen gehen Flugbegleitern bei der Begrüßung am Bordeingang etliche Fragen über den jeweiligen Passagier durch den Kopf. Binnen Sekunden werde eine regelrechte Checkliste abgearbeitet.
- Steht diese Person unter Drogen?
- Kann die Person mir in Notsituationen helfen? Oder ist sie eher zurückhaltend?
- Ist sie körperlich fit? Wenn ja, wo sitzt sie?
- Alleinreisend, zu zweit oder in der Gruppe unterwegs?
- Spricht die Person Englisch?
Höchst pragmatische Fragen, die mit dem umsorgenden Eindruck, den Flugbegleiter vermitteln, so gar nichts gemein haben. Und schon gar nicht mit den Fantasien einiger Männer, die glauben, Flugbegleiterinnen seien ununterbrochen auf Flirts aus. Es gehe, so Vardavas, allein um die Frage, ob eine Person in Notsituationen helfen kann.
So disqualifizierten körperliche Behinderungen Passagiere beispielsweise von Plätzen an den Notausgängen. Sportliche Menschen müssten dort platziert werden. Diejenigen, denen es keine Probleme bereitet, eine Flugzeugtür aufzustemmen. Ebenso wichtig seien Englischkenntnisse. Wer kein Englisch spricht, verstehe im Notfall auch keine Anweisungen.
Überhaupt seien muskulöse Typen für die Stewardess eine Art Ankerpunkt. Jemanden, auf den sie zugehen kann, um ihn in Notsituationen um Hilfe zu bitten. Für den Fall, ein anderer Passagier benehme sich daneben.
Personen, die unter Drogen stünden oder aggressiv erschienen, hätten sowieso keine Chance, an Bord zu kommen. Genauso wenig würden kranke Menschen hineingelassen. Eine der Kommentatoren unter dem offenen Brief fasst die Checkliste gut zusammen: „Wir wurden dafür trainiert, nach allem zu schauen, dass den Flug gefährden oder stören könnte.“
Sie müsse extrem wachsam sein, vor allem in der heutigen Zeit ständiger Bedrohung, betont die Autorin weiter. Und es macht den Eindruck, als müsse sie ihren Job zusätzlich hervorheben. Als hätten das stete Starten, Landen und alle Tätigkeiten dazwischen keine Daseinsberechtigung. Als würde Otto Normalbürger das nicht anerkennen. Ihre Nachricht: „Ich beobachte dich, Freundchen“ - getarnt hinter ihrem „Grußgesicht“, wie sie es nennt.
Das setze sie im Übrigen auch bei der Verabschiedung auf. Das „Danke, dass Sie mit Airline XY geflogen sind“ und „Einen schönen Tag noch“ seien automatisierte Phrasen, schließt die Frau ihren Brief. Vielmehr durchtriebe Flugbegleiter in dieser Situation die Frage: Wie komme ich am schnellsten nach Hause?
Author: Kendra Patterson
Last Updated: 1703896562
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